Test bestanden: Diensthund Gajus ist einsatzbereit

Endlich geschafft: Wir sind einsatzbereit und ich darf Gajus in den geübten und geprüften Einsatzbereichen seit ein paar Monaten im Dienst einsetzen. In diesem Blogbeitrag erzähle ich, wie es uns an der Diensthundeprüfung ergangen ist und erkläre die Disziplinen Schutzdienst, Patrouillendienst und Wegrandsuche.

Der 7. und 8. November 2019 waren zwei besondere Tage für mich. An diesen Tagen fanden die «Abschlussprüfungen» statt, auf welche Gajus und ich zwei Jahre hingearbeitet hatten. Ohne Bestehen dieser Prüfungen des Schweizerischen Polizeihundeführerverbandes SPV dürfte ich Gajus nicht im Dienst einsetzen.

Die fünf Disziplinen der Prüfung sind:

Die Disziplinen Unterordnung und Gebäudedurchsuchung habe ich in früheren Blogbeiträgen bereits beschrieben. Wer sie anklickt, kommt direkt zu diesen Beiträgen.

Was wird beim Schutzdienst getestet?

Im Schutzdienst geht es um Führigkeit und Kontrolle über den Hund, aber auch um das Durchsetzungsvermögen des Diensthundes gegenüber zwei Schutzdiensthelfern. Die Prüfung im Schutzdienst hat vier Phasen:

  1. Bei der Kontaktaufnahme muss der Hund in einer Entfernung von 20 Schritten im ‘Platz’ bleiben, während der Hundeführer die Schutzdiensthelfer mit Handschlag begrüsst. Die Schutzdiensthelfer sind ausgerüstet mit Vollschutzanzügen, in die der Hund anschliessend beissen kann. Die Schutzdiensthelfer sind zudem speziell für diese Arbeit ausgebildet und verfügen über eine Lizenz.
  2. Nach der Kontaktaufnahme wird der Hund mit einem Beiss-Kommando auf den ersten Schutzdiensthelfer angesetzt. Der Helfer versucht mit verschiedenen Abwehrgegenständen, den Hund am Beissen zu hindern. Der Hund soll diese Blockaden kompromisslos durchbrechen und beissen.
  3. Der Hundeführer folgt dem Hund und gibt ihm das verbale Kommando ‘Aus’. Der Hund muss das ‘Aus’ des Hundeführers sofort annehmen und den Helfer bewachen. Das heisst, dass der Hund den Täter beobachtet und genau aufpasst, was dieser macht. Nun versucht der Helfer zu flüchten. Wieder soll der Hund sofort zubeissen und anschliessend auf Befehl des Hundeführers loslassen.
  4. Dieser Ablauf wiederholt sich beim zweiten Schutzdiensthelfer. Dieser versucht jedoch, den Diensthund mit Gegenständen, die er beim Angriff wegwirft, abzulenken. Auch hier soll der Hund, ohne zu zögern, den Helfer beissen. Nach dem Trennen des Hundes und einer Bewachungsphase ist der Schutzdienst beendet.

Was muss ein Diensthund im Patrouillendienst können?

Im Patrouillendienst muss der Diensthund ein Gelände systematisch nach Tätern absuchen. Für diese Aufgabe hat man 20 Minuten Zeit. Das Gelände hatte bei unserer Prüfung eine Grösse von ca. 10’000 bis 15’000 m2. Das entspricht ungefähr eineinhalb Fussballfeldern. Für die Suche wird der Hund vom Hundeführer links und rechts ins Gelände geschickt. Auch hier sind zwei Schutzdiensthelfer als Scheintäter beteiligt und verstecken sich im Gelände. Sobald der Hund einen Täter stellt, muss er diesen verbellen, bis der Hundeführer beim Hund ist. Der Täter versucht dann zu flüchten und der Hund muss diese Flucht mit einem Biss verhindern. Natürlich tragen die Scheintäter auch hier einen Schutzanzug. Sobald der Täter gestellt wurde, wird er durch das Hundeteam aus dem Suchgelände abtransportiert. Nach dem Transport wird die Suche nach dem zweiten Scheintäter fortgesetzt.

Wie funktioniert die Wegrandsuche eines Diensthundes?

Bei der Wegrandsuche gilt es, in einem definierten Gelände (100 Schritte nach vorne und je zehn Schritte nach links und rechts) drei verschiedene Gegenstände zu suchen. Dazu darf der Hundeführer die definierte Mittellinie dieses Geländes nicht verlassen und muss den Hund links und rechts zum Suchen schicken. Durch den Richter werden Gebrauchsgegenstände verschiedenster Art wie Schlüssel, Handschuh, Pistole etc. ausgelegt. Sobald der Hund einen Gegenstand erschnüffelt hat, muss er den Fund anzeigen, indem er sich hinlegt. Der Gegenstand sollte dann zwischen den Vorderpfoten liegen. Der Hundeführer geht zum Hund, zeigt dem Richter den Gegenstand und geht wieder auf die Mittellinie zurück. Die Suche wird nun fortgesetzt. Für diese Disziplin hatten wir zehn Minuten Zeit.

Wer sind die Experten an der Diensthundeprüfung?

Diese fünf Disziplinen werden von verschiedenen Richtern geprüft. Diese Richter kommen aus der ganzen Schweiz und haben eine spezielle Richterschulung abgeschlossen. Details zur SPV können auf der Homepage entnommen werden. Diese SPV-Prüfung wird nun, bis zum achten Lebensjahr des Hundes, jährlich wiederholt. Ab diesem Alter ist die Prüfung freiwillig, je nachdem, wie fit der Hund noch ist.

Das Ergebnis unserer Prüfung

Nach jeder Disziplin erhält man direkt ein persönliches Feedback und eine Punktzahl. Bei der gesamten Prüfung kann man 300 Punkte machen. Bestanden hat man ab 210 Punkten.
Gajus und ich haben an diesen Tagen 263 Punkte gemacht. Stolz, aber erschöpft gingen wir am Freitag ins wohlverdiente Wochenende.

Das brauchte es noch für die definitive Diensttauglichkeit

Die SPV-Prüfung war noch nicht alles. Wenige Tage später stand die interne Fährtenprüfung der Kantonspolizei Bern auf dem Programm. Die Fährte und das Vorgehen habe ich im letzten Blogbeitrag beschrieben. Auch diese Prüfung haben Gajus und ich erfolgreich bestanden. Sie ist ein Zwischenschritt, damit wir eines Tages vielleicht Mantrailing-Einsätze leisten können.
Doch auch dann war noch nicht Schluss mit Prüfungen. Als letzten Meilenstein absolvierten wir diese Woche den internen Einsatztest. Bei diesem ging es um den echten Einsatz. Die Aufgabe war, in einer realitätsnahen Einsatzübung mit einem Team ein Gebäude zu durchsuchen und allfällige Täter anzuhalten. Auch diesen Test haben Gajus und ich gemeistert.

So stehen wir nun im Einsatz

Seit vier Monaten stehe ich der Kantonspolizei Bern mit meinem Diensthund Gajus für Einsätze zur Verfügung. Wir sind gemeinsam im täglichen Streifendienst und leisten mehrere Male im Monat ein 24-Stunden-Pikett. Wenn es in dieser Zeit einen Diensthund braucht, rücken wir aus und leisten unseren Beitrag zum Gelingen des Einsatzes.

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5 Kommentare

  1. Stephanie Wolf

    Super ihr 2!
    Seid ein duftes Team, auf viele tolle gemeinsame Jahre die ihr Hand in Pfote gehen könnt.

    Interessanter Gajus Blog!

    Grüssli
    Stephie

  2. Peter Schneeberger

    Hallo Lukas mit Caius, wir gratulieren Euch beiden zu diesem schönen Erfolg an der Prüfung. Weiterhin viel Freude beim „Hündelen“ wünschen Euch beiden
    Grosmueter und Grosvater vo Aarberg. Tschüss zäme.

  3. Beat Fleischmann

    Hallo Herr Schneeberger
    zuallererst herzliche Gratulation an Gajus und Sie für die sicher nicht leichten Prüfungen!
    Meine Frage : Wenn Gajus z.B. einen Einbrecher auf der Flucht stellt, und ihn nur durch beissen zum Stillstand bringt, gibt es sicherlich Bissverletzungen.
    Sie nehmen den Täter in Gewahrsam. Wird dann auch ein Arzt aufgeboten um eine allfällige Tetanusimpfung zu machen oder wie verfahren sie hier?
    Der Täter kann wahrscheinlich die nächsten Tage nicht selbst zum Arzt (U-Haft, u.s.w.)
    Und wie steht es um die Gesundheit von Gajus wenn er z.B. mal einen HIV-Positiven beisst?Kann man den Hund gegen solche Sachen impfen ?
    Ganz ehrlich ich mache mir mehr Sorgen um die Gesundheit des Hundes als eines Täters ! Für ihre Stellungnahme danke ich ihnen ganz herzlich und wünsche Ihnen und Gajus viel Fahndungserfolg damit ich noch viel von diesem Dreamteam lesen kann.
    Mit freundlichen Grüssen
    Beat Fleischmann

    • Lukas Schneeberger

      Guten Tag
      Herzlichen Dank für die Glückwünsche. Wird bei einem Einsatz ein Diensthund gegen eine Person eingesetzt, so wird diese nach der Anhaltung zur Kontrolle und allfälligen ärztlichen Versorgung in ein Spital gebracht. Wenn einer unserer Diensthunde verletzt oder krank ist, so bringen auch wir ihn selbstverständlich zu einem Tierarzt. HIV allerdings ist eine menschliche Krankheit, die nicht auf den Hund übertragen werden kann.
      Freundliche Grüsse
      Lukas Schneeberger

  4. Petra Gebhardt

    Ich möchte Ihnen allen einfach mal „Danke“ sagen. Danke, dass Sie für uns alle da sind, obwohl der Polizeiberuf heute sicher nicht mehr so ist, wie man sich diesen als Kind vorgestellt hat.
    Da ich selbst weiss, wie viel es braucht, um einen Diensthund auszubilden, freut es mich jedes Mal riesig, wenn ich erfahre, dass wieder ein Deutscher Schäferhund die Schluss-Prüfung geschafft hat. Natürlich auch die anderen Hunderassen, aber mein Herz schlägt halt für den DSH.
    Super toll, dass man die Möglichkeit hat, hier noch mehr Einblicke in die Vielfalt der Polizeiarbeit zu bekommen!
    Ich wünsche Ihnen allen weiterhin gute Gesundheit, ganz viel Erfolg und Kraft, die heutige Zeit zu meistern. Für die Vierbeiner natürlich ein langes und gesundes Leben und „Ihr Hundeführer“ vergesst nie, dass Euer Hund sein Leben für Euch gäbe!
    Herzliche Grüsse
    Petra Gebhardt

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