Polizeiarbeit auf dem Land

Nicht nur Städte, sondern auch Berge, Seen, Flüsse und Grünflächen, soweit das Auge reicht: Der Kanton Bern zeichnet sich durch seine Vielfalt aus. Das heisst für uns als Kantonspolizei, dass je nach Region andere Anforderungen an Polizistinnen und Polizisten gestellt werden. Wie sieht die Polizeiarbeit auf dem Land aus?

Flughafen Gstaad Airport in Saanen. © Kantonspolizei Bern

Statt eines Trams kommt einem das Postauto entgegen. Der Blick in die Ferne schweift statt über Hausdächer nun über Felder, die mit einer feinen, weissen Schneeschicht bedeckt sind. Die Strasse schlängelt sich in sanften Kurven durch das Simmental, und die Pistenmaschinen übertönen das Rauschen der Autobahn. Wir nehmen Sie mit nach Gstaad und zeigen Ihnen, was es als Polizistin oder Polizist auf dem Land alles zu tun gibt.

Gstaad ist ein Dorf im Berner Oberland. Es liegt auf 1050 Meter über Meer und gehört zur Gemeinde Saanen, die rund 7500 Einwohnerinnen und Einwohner zählt. Im Winter zieht es Schneesportfreundinnen und -freunde aus der ganzen Welt in die Region. Es kann schon mal vorkommen, dass sich im «kleinen» Ferienort bis zu 30’000 Personen aufhalten.

Im Polizeibezirk gibt es zwei Polizeiwachen: Zweisimmen und Gstaad. Insgesamt arbeiten 23 Polizistinnen und Polizisten in diesem Bezirk und sorgen rund um die Uhr für die öffentliche Sicherheit und Ordnung. Zum Einzugsgebiet des Stationierungsortes Gstaad gehört ebenfalls der Flugplatz Gstaad Airport, auf dem die Kantonspolizei Bern eine wichtige Rolle spielt.

Ein ganz (un)gewöhnlicher Tag

Der Tag startet mit einer kurzen Teambesprechung, bei der alle über laufende Einsätze und anfallende Arbeiten orientiert werden. Doch es kann immer auch anders kommen als gedacht. Streitereien, Alarmmeldungen, Verkehrsunfälle etc. lassen sich auch im modernsten Zeitalter nicht voraussehen. Deshalb müssen wir und unsere Kolleginnen und Kollegen mit allem rechnen, und es kommt öfters vor, dass die Interventionen draussen Vorrang haben vor den anstehenden Büroarbeiten. Dies verlangt auch immer wieder Verständnis von jenen Personen, die zum Beispiel für eine Einvernahme auf die Wache hätten kommen sollen.

Zum Alltagsgeschäft gehören die Aufträge von weiteren sicherheitsrelevanten Stellen wie der Bundespolizei, Schnittstellen innerhalb der Kantonspolizei Bern, angrenzenden Polizeikorps, dem Strassenverkehrsamt und von Gemeinden. Mit ebenso grosser Aufmerksamkeit erledigen wir auch die Arbeiten auf dem Gstaad Airport in Saanen, auf dem heute reger Betrieb herrscht. Als Kantonspolizei übernehmen wir dort den gesetzlichen Auftrag, die Ein- und Ausreisenden zu kontrollieren. Anders als auf dem Flughafen Belp gibt es in Gstaad keine stationierte Flugplatzpolizei. Alle Mitarbeitenden des Bezirks müssen das nötige Wissen und die Kompetenzen haben, um diese Kontrollen durchzuführen. Dies erfordert einiges an Weiterbildungen – es ist aber auch eine interessante Abwechslung, bei der die Zusammenarbeit mit dem Gstaad Airport zentral ist.

Weiter geht es mit einer Verkehrskontrolle. Auf dem Weg dorthin fällt ein Rucksack am Strassenrand auf. Es stellt sich heraus, dass der Rucksack beim Losfahren auf dem Dach eines Fahrzeuges vergessen wurde – ein Klassiker. Der Besitzer holt ihn kurze Zeit später ab, und die Erleichterung ist ihm ins Gesicht geschrieben. Er bedankt sich mehrmals und ist froh, dass er seine Wertsachen wieder hat. Aber zurück zur Verkehrskontrolle: kein Licht am Auto, eine ungenügend gesicherte Ladung und jemand, der ein verlorenes Kennzeichen abgibt, das seinen Weg zur Besitzerin oder zum Besitzer am späteren Abend dann auch wiederfindet – so sieht die heutige Bilanz aus.

Das macht die Polizeiarbeit auf dem Land aus

Als Polizistin und Polizist auf dem Land ist man bekannt und es kommt immer wieder vor, dass man von Einheimischen mit dem Namen angesprochen wird. Polizistinnen und Polizisten, die hier arbeiten und leben, sind in der Region verankert; sie sind in Vereinen, in Organisationen, sind Nachbarn und Kolleginnen. Oft spricht uns auf dem Land jemand auf Einsätze und Feststellungen an – aus Gründen des Datenschutzes können wir aber nicht immer alles erklären, richtigstellen oder genau beschreiben.

Gleichzeitig ist ein enger Austausch mit der Bevölkerung und den Partnern ein Punkt, der die Arbeit oft wesentlich erleichtert und den alle in Gstaad stationierten Polizistinnen und Polizisten als positiv empfinden. Sie spüren die Unterstützung der Bevölkerung und schätzen diese enorm. Um alle Anliegen genau zu verstehen, braucht man auch gewisse sprachliche Fertigkeiten. Denn in Gstaad vergeht kein Tag, an dem als Polizistin und als Polizist nur deutsch gesprochen wird.

Die Polizistin und der Polizist auf dem Land werden auch als solche wahrgenommen, wenn sie in ziviler Kleidung Einkäufe machen oder am Wandern sind. Im Gegenzug sind sie aber auch in Uniform in fast jedem Restaurant willkommen, und wenn die Situation passt, können sie auch am Stammtisch Platz nehmen.

Distanzen spielen eine grössere Rolle

Durch die geografische Lage sind die Anfahrtswege zu einem Einsatz eine Herausforderung. Zwar bleibt etwas mehr Zeit für Absprachen und das Organisieren von Sofortmassnahmen, eine längere Fahrt, insbesondere mit Blaulicht, kann aber auch Stress auslösen, und die Betroffenen müssen vor Ort auf das Eintreffen der Polizei warten. Wenn die Strasse vereist ist, muss auch ein Polizeiauto die Geschwindigkeit anpassen, Blaulicht hin oder her. Und warten fühlt sich immer lang an, egal worauf.

Jede von den Gstaader Polizistinnen und Polizisten angeforderte Unterstützung, seien es Frontmitarbeitende oder Spezialdienste – zum Beispiel die Kriminaltechnik, der Unfalldienst, Mitarbeitende des Instituts für Rechtsmedizin, die Sondereinheit, Dolmetscherinnen und Dolmetscher und Staats- und andere Anwältinnen oder Anwälte –, muss in der Regel den Weg durch das Simmental und den kurvenreichen Reichenstein zurücklegen.

Die weissen Pisten werden in den kommenden Wochen schmelzen und durch grüne Weiden ersetzt, die Hotels werden ihre Türen bis zur Sommersaison schliessen. Damit kommt die Zeit, sich doch noch vermehrt der Büroarbeit zu widmen. Nach der Saison ist vor der Saison und die Polizistinnen und Polizisten der Polizeiwache Gstaad bereiten sich vor auf die kommenden Anlässe und Aufgaben im Sommer.

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