E-Bike Generationentag: Fahrsicherheitstraining für Gross und Klein

E-Bikes sind auch bei Senioren beliebt. Das Fahren mit Elektrovelos ist aber nicht ungefährlich. Um Unfälle wenn immer möglich zu vermeiden, gehen wir auch neue Wege, zum Beispiel mit dem Pilotprojekt, bei dem Senioren von ihren Enkeln das richtige Verhalten im Strassenverkehr lernen.

Mein Name ist Michael Mischler, ich bin Gruppenchef der Verkehrsprävention Süd in der Region Mittelland Emmental Oberaargau. Bisher kennen mich eher die Schülerinnen und Schüler in Belp und Umgebung, ihnen darf ich im Verkehrsunterricht wichtige Kenntnisse vermitteln, damit sie sich sicher im Strassenverkehr bewegen können.

Neue Wege für die Verkehrssicherheit

Im Rahmen meiner Ausbildung zum Fachlehrer Verkehr habe ich eine Arbeit zum Thema «E-Bike Generationentag» geschrieben. Deren zentrale Frage lautet, wie man Senioren für E-Bike-Fahrtrainings begeistern kann. Die Antwort schien mir naheliegend: Schliesslich absolvieren die 5. resp. 6. Klässler im Rahmen des Unterrichts den Radfahrertest. Wieso also diese kleinen Profis nicht mit den älteren Menschen aus ihrem familiären Umfeld zusammenbringen? So können die Schülerinnen und Schüler ihr erlerntes Wissen festigen und an die Senioren weitergeben. Wir haben einen Pilotversuch gewagt, bei dem mich meine Kollegin Barbara von Steiger unterstützte. Hier ein Einblick und Erkenntnisse daraus.

Wissensaustausch zwischen Senioren und Enkeln

Wir haben die Schülerinnen und Schüler Informationen verbreiten lassen für ein halbtägiges Fahrsicherheitstraining, welches sich an Grosseltern mit E-Bikes und Enkel mit Velos richtet. Die Begeisterung war bei den Schülern gross und bald waren auch die E-Bike-fahrenden Grosseltern gefunden.

Bereits zum Start des Kurses waren die grossen und kleinen Teilnehmenden gefordert. Nach einem Überblick über die Unfallzahlen wurde in den aus Senior und Enkel gebildeten Zweier-Teams die im Strassenverkehr so zentrale Wahrnehmung und Reaktionsfähigkeit getestet. Die Teams konnten dann ihr Wissen zum Thema Verkehrssicherheit unter Beweis stellen, indem sie Fragen gemeinsam diskutierten und beantworteten. Dabei trumpften die Enkel bereits ein erstes Mal gross auf: Mehrmals waren sie es, die voller Stolz den anwesenden Grosseltern die richtigen Antworten erklären konnten.

Knifflige Aufgaben im Hindernisparcours

Anschliessend ging es ab aufs Velo bzw. E-Bike. Eine Hälfte der Gruppe konnte ihr Fahrkönnen auf dem bereitgestellten Hindernisparcours demonstrieren, während die andere Hälfte diverse Übungen zu Geschwindigkeit, Reaktion und Bremsbereitschaft absolvierte. Durch die aufgestellte Geschwindigkeitsanzeige wurde den Teilnehmenden jeweils die effektiv gefahrene Geschwindigkeit angezeigt. Dabei kam es zu einigen erstaunten Gesichtern, denn mit den E-Bikes ist man mit kleinem Energieaufwand rasch mit erstaunlich hoher Geschwindigkeit unterwegs. Schon im letzten Sommer haben wir im Blog Tipps für mehr Sicherheit auf dem E-Bike zusammengestellt.

Bei den Übungen war das Engagement gross. Selbst die 67-jährige Grossmutter war, wie alle anderen Teilnehmenden, mit vollem Eifer dabei. Besonders eindrücklich für viele war das Üben einer Vollbremsung als Vorbereitung für einen möglichen Notfall. Zudem zeigten wir den Bremsweg mit Bremsbereitschaft auf, also Finger an der Bremse, und denjenigen ohne Bremsbereitschaft. Das Learning für alle: Bremsbereitschaft zahlt sich aus.

Hauptprobe im Strassenverkehr

Nach diesen Trockenübungen ging es dann in den Strassenverkehr, wo nebst den allgemeinen Verkehrsregeln auch das richtige Kreiselfahren und Linksabbiegen geübt wurde. Diese beiden Manöver können bei falscher Ausführung zu brenzligen Situationen oder gar Unfällen führen. Wissen Sie, wie es richtig geht? Im Kreisverkehr soll man – sofern dieser bei der zweiten oder dritten Ausfahrt verlassen wird – mit dem Velo in der Fahrspurmitte fahren. So wird man von den anderen Verkehrsteilnehmern besser gesehen und das Risiko, «abgeschossen zu werden» wird minimiert. Beim Linksabbiegen muss man auf dem Velo besonderes Augenmerk auf den Blick zurück und das richtige Einspuren legen. Natürlich waren auch hier die Enkel im Vorteil. Eine Grossmutter konstatierte zur Ehrenrettung der Senioren, dass schliesslich ihr erster Fahrkurs mit dem Velo sei; gleichzeitig war sie sehr stolz auf ihre Enkelin, die ihr das richtige Verhalten vorzeigen konnte.

Positives Fazit

Die Rückmeldungen der Teilnehmenden waren durchwegs positiv. Die Schülerinnen und Schüler konnten ihr erlerntes Wissen festigen und an die Seniorinnen und Senioren weitergeben. Diese wiederum konnten in einem sicheren Rahmen den Umgang mit dem E-Bike üben und ihr Wissen erweitern. Die Möglichkeit, mit einem Experten Fragen zum Verkehr zu besprechen, wurde rege genutzt.

Aus diesem Pilotprojekt konnten wir wichtige Erkenntnisse zur Förderung der Verkehrssicherheit von Seniorinnen und Senioren ziehen. Wir prüfen nun, ob wir basierend darauf ein definitives Angebot für diese Zielgruppe schaffen können.

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