Viele Menschen sind im Internet auf der Suche nach der perfekten Partnerin oder dem perfekten Partner. Doch aufgepasst: Kriminelle haben sich darauf spezialisiert im Internet mit vorgetäuschter Liebe, oft viel Geld zu stehlen. Worauf Sie achten müssen, um nicht zum Opfer zu werden.

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Die grosse Liebe im Internet finden? Das ist schon lange nichts Neues mehr. So machen sich viele im Web auf die Suche nach der Partnerin oder dem Partner fürs Leben. Doch leider finden sich auch dort Kriminelle, die darauf spezialisiert sind, mit vorgetäuschter Liebe Geld zu erbeuten.
Love scamming, Romance scamming
Zum Verständnis: Das Wort «Scam» mit all seinen Varianten stammt aus dem Englischen und heisst nichts anderes als Betrug bzw. Schwindel. In den folgenden Punkten werde ich die verschiedenen Elemente dieser betrügerischen Aktivitäten ausführen.
Täter
Der Täter könnte ein Betrüger sein. Beim Love Scamming versucht er durch Zu- und Überreden – meistens verbunden mit Zuneigungs- oder Liebeserklärungen – an das Geld des Opfers zu kommen.
Opfer
Bei den Opfern handelt es sich vielfach um Frauen, es trifft aber auch immer wieder Männer. Oftmals sind die Opfer auch im Internet auf der Suche nach einer für sie passenden Partnerin bzw. einem passenden Partner. Häufig ist das Bedürfnis nach Liebe, Nähe und Zuneigung so gross, dass die Opfer den vermeintlich tollen neuen Partner, den sie im Internet gefunden und «kennengelernt» haben, nicht genügend prüfen.
Wie die Betrüger vorgehen
Love- oder Romance Scams laufen immer nach einem sehr ähnlichen Muster ab. Der Täter, meistens ein Mann, kontaktiert das potentielle Opfer, meistens eine Frau, über das Internet; später sind Kontakte auch über das Mobiltelefon üblich. Für seine Aktivitäten nutzt der Betrüger selbstverständlich ein falsches Profil. Solche falschen Profile bzw. Bilder und/oder Namen können von dem angegangenen späteren Opfer unter Umständen sogar im Internet gefunden werden, was einen möglichen Argwohn wieder zerstreut.
1. Vertrauen gewinnen
Das Ziel des Betrügers ist in der ersten Phase der Aufbau von Vertrauen. Dies macht er mit langen Chats über Mail, Facebook und dergleichen, aber auch über Handy. Ungewöhnlich schnell spricht der Täter gleich von der grossen Liebe, die er nun gefunden habe. Dieser intensiv geführte Kontakt entwickelt sich rasch einmal zu einer regelrechten «Liebesbeziehung» – ein Foto hier, eine SMS dort, man (Frau) freut sich immer sehnsüchtiger auf neue Nachrichten und Zuneigungsbekundungen. Mögliche anfängliche Zweifel an der neuen Beziehung verflüchtigen sich zusehends.
2. Geldforderungen
Mit der Zeit, wenn das Vertrauen aufgebaut ist, oft nach Bekanntgabe von persönlichen, intimen Informationen/Geheimnissen, passiert dann meistens sinngemäss Folgendes:
Der Täter vermittelt dem Opfer glaubhaft, dass er in eine finanzielle Notlage geraten sei. Mögliche Szenarien können sein:
- Ein in Aussicht stehendes grosses und gewinnbringendes Geschäft, beim welchem unvorhergesehene Kosten im Vorfeld angefallen sind.
- Über das eigene Konto könne der Täter zurzeit aus verschiedenen Gründen grad nicht verfügen.
- Der Täter gibt an, im Ausland einen Verkehrsunfall gehabt zu haben und nun müsse die Rechnung für die Operation und Hospitalisierung vor der Entlassung beglichen werden.
Ist die erste Zahlung erfolgt, kommen weitere Forderungen, bis das Opfer in der Regel nicht mehr in der Lage ist, Geld zu schicken. Erst dann bricht der Kontakt ab und das «geliehene» Geld wird selbstverständlich nie zurückerstattet.
Hinweise für Opfer
Sind Sie Opfer eines solchen Internetbetrugs geworden? Wenden Sie sich bitte an die Polizei.
Sammeln Sie hierfür alle möglichen Beweise wie Schriftverkehr, Fotos, SMS etc. und/oder erstellen Sie von Ihrem Bildschirm Printscreens (abfotografieren) und von ihrem Mobiltelefon Screenshots.
- Love Scam/Bezness/Heiratsschwindel/Sexschwindel oder «Liebe & Sex» (Schweizerische Kriminalprävention)
- Romance- oder Love-Scamming hat viele Varianten (Schweizerische Kriminalprävention)
Soll auch eine Meldung an die Polizei gemacht werden, wenn kein Geld an den Scammer geflossen ist, dieser jedoch die Bankdaten bereits bekannt gegeben hat?
Besten Dank für die Rückmeldung.
Auf jeden Fall. Melden Sie sich jeweils so rasch als möglich auf der Nummer 117, damit wir reagieren können. Durch die rasche Meldung an uns können weitere Personen beschützt werden und die Täterermittlung umgehend vorangetrieben werden.
Freundliche Grüsse
Roger Thöny
Fachbereich Öffentlichkeitsarbeit, Kantonspolizei Bern
Guten Tag Herr Thöny
Besten Dank für den Hinweis. Bin Ihrem Ratschlag gefolgt und schlussendlich inkl. Laptop auf einer Polizeiwache erschienen. Keine Frage, ich wurde sehr freundlich und mit dem nötigen Ernst behandelt. Fotos und Chatprotokolle wurden jedoch keine gesichtet, da ich nicht geschädigt wurde und der oder die Betrüger offensichtlich vom Ausland aus agieren (französische IBAN- und Telefon-Nr.) und erfahrungsgemäss solche Ermittlungen im Sande verlaufen. Meine gesammelten Daten stünden jedenfalls zur Verfügung, falls doch noch Interesse bestehen sollte.
Guten Tag Herr Thöny,
toll das es diese möglichkeit gibt!ich bin auch auf einen solchen betrüger hereingefallen.jedoch ohne geld versendet zu haben!soll, bzw. muss ich nun anzeige erstatten?freunfliche grüsse e.baumgartner
Guten Tag Frau Baumgartner
Auch wenn Sie kein Geld überwiesen haben, können solche Meldungen allenfalls bei Ermittlungen helfen. Deshalb ist es in jedem Fall sinnvoll, sich bei der Polizei zu melden.
Freundliche Grüsse
Sibylle Lohmüller
Fachbereich Öffentlichkeitsarbeit, Kantonspolizei Bern
Hallo,
meine Mutter ist Opfer. Wie können wir als Verwandte damit umgehen? Das Problem ist, dass wir Anfang des Jahres bereits bei der Polizeit waren etc., meine Mutter aber wieder Kontakt zu ihm hat (oder immer noch). Sie sieht es einfach nicht, dass sie betrogen wird. Wir wissen nicht mehr weiter und können auch nichts im Internet finden bezüglich Hilfe, weil sie es ja nicht einsieht.
Guten Tag
Bezüglich Ihrer Frage melden wir uns in Kürze per E-Mail bei Ihnen.
Freundliche Grüsse
Sibylle Lohmüller
Fachbereich Öffentlichkeitsarbeit, Kantonspolizei Bern