Jugendliche im Fokus: Was tun bei Diebstahl?

Sind Jugendliche in Strafverfahren involviert, ermitteln unsere Polizistinnen und Polizisten auch in Jugendstrafsachen. Dabei stellt die Zusammenarbeit mit den Jugendlichen und ihrem Umfeld eine besondere Herausforderung dar.

Jugendliche im Fokus: Was tun bei Diebstahl?

Ziel und Zweck des Jugendstrafrechts ist – vereinfacht ausgedrückt – Jugendliche wieder auf den richtigen Weg zu führen. Der Umgang mit Jugendlichen verlangt viel Verständnis und Fingerspitzengefühl. Indirekt sind auch die Eltern mitbetroffen. Anhand des fiktiven Beispiels eines Diebstahls zeigen wir Ihnen auf, wie so ein Fall ablaufen kann.

Unachtsamkeit schafft Gelegenheit

Luca haben wir bereits bei der Jugendpatrouille kennengelernt. Er ist vor einer Weile im Zusammenhang mit Marihuana-Konsum aufgefallen; aus der damaligen Anzeige an die Jugendanwaltschaft hat er seine Lehren gezogen.

Als talentierter Fussballspieler in einem lokalen Club ist er häufig im Training und auch sonst auf dem Sportplatz anzutreffen. So auch an diesem Dienstagabend. Luca kommt etwas verspätet zum Training und lässt seine Sporttasche am Rand des Spielfelds liegen. Eigentlich werden die Taschen immer in der Garderobe deponiert und die Tür vom Trainer abgeschlossen – aber die war heute schon zu, als Luca aufgetaucht ist. Als er nach der Trainingseinheit zu seiner Tasche zurückkommt, stellt er fest: Der Reissverschluss ist offen.

Der Schreck ist gross! Lucas Smartphone und auch sein Portemonnaie fehlen. Vor allem der Verlust des Smartphones ärgert ihn. Wie soll er sich nun mit seinen Kolleginnen und Kollegen austauschen? Ausserdem steckte das Telefon in einer auffälligen Schutzhülle seines Lieblingsfussballvereins. Er ist verzweifelt. Zufällig ist die Jugendpatrouille auf dem Sportplatz unterwegs. Luca erkennt sofort Polizist Stefan. Und wem sollte von seinem Problem erzählen, wenn nicht der Polizei? Er schildert dem Polizisten den Vorfall. Dieser erklärt ihm, er soll doch am nächsten Tag mit seiner Mutter zur Polizeiwache kommen. Und wenn möglich sollen sie die Quittung des gestohlenen Telefons mitbringen.

Zu Hause erzählt Luca seiner Mutter davon. Sie ist natürlich nicht erfreut und macht Luca Vorwürfe: «Wärst Du rechtzeig im Training gewesen, wäre das nicht passiert!» Am nächsten Tag gehen Luca und seine Mutter zur Polizeiwache und erstatten Anzeige.

Ein unerwartetes Wiedersehen

Ein neues Smartphone können sich Luca und seine Mutter nicht leisten. Daher sucht Luca auf Online-Portalen nach einem gebrauchten Smartphone. Beim Durchstöbern der Angebote traut er seinen Augen nicht: Sein eigenes Smartphone mit der auffälligen Schutzhülle steht im Internet zum Verkauf! Unglaublich … das muss sein Gerät sein! Als er das Bild vergrössert, sieht er ein «Näggi», das seinen ersten Eindruck bestätigt. Luca zeigt seiner Mutter das Online-Angebot. Auch sie ist sehr erstaunt darüber. Umgehend nehmen sie wieder Kontakt zur Polizeiwache auf.

Polizist Stefan hat gerade Dienst und nimmt sich der Sache an. Er stellt einige spezifische Fragen. Ausserdem warnt er Luca und seine Mutter: Ermittlungen sind Sache der Polizei. Würden Luca oder seine Mutter selber aktiv – sei es auch nur eine Anfrage über das Online-Portal an den Verkäufer – könnte das negative Auswirkungen auf das Ergebnis der Ermittlungen haben.

Schnelles Geld? Eine dumme Idee.

Als die Polizei den zusammengetragenen Hinweisen nachgeht, führt die Spur zu Ben. Ben geht im selben Schulhaus zur Schule wie Luca. Bisher ist er polizeilich nicht aufgefallen, aber die Hinweise machen ihn verdächtig. Nach einer Absprache mit der Jugendanwaltschaft zum weiteren Vorgehen kann die Polizei das gestohlene Smartphone und das Portemonnaie sicherstellen. Ben ist bei der Einvernahme durch Polizist Stefan geständig: Er habe beide Sachen aus der Tasche von Luca gestohlen zu haben; er bereue die Tat sehr und es tue ihm leid.

Es sei sein erster Diebstahl gewesen. Mit dem Verkauf des gestohlenen Smartphones habe er sein Sackgeld aufbessern wollen, um Markenkleider zu kaufen und damit seine Kollegen zu beeindrucken. Eine schlechte Idee, auf diese Art an Geld kommen zu wollen: Die Eltern von Ben werden informiert und er wird sich vor der Jugendanwaltschaft verantworten müssen.

Aus diesem Vorfall haben Luca und Ben einiges gelernt: Ben hat erkannt, dass sich ein Diebstahl definitiv nicht lohnt. Und Luca wird künftig besser auf seine Sachen aufpassen. Dank des kooperativen Verhaltens von Ben hat er sein Smartphone und sein Portemonnaie nun rasch wieder zurückbekommen.

Jeder Polizeibezirk und alle Standorte der Regionalfahndungen im Kanton Bern verfügen über nebenamtliche Verantwortliche für Jugendkriminalität. Sie gehen im Alltag ihren vielseitigen Aufgaben auf den jeweiligen Dienststellen nach. Zusätzlich unterstützen sie ihre Kolleginnen und Kollegen bei den Ermittlungen in Jugendstrafsachen bzw. führen diese selber durch. Die Verantwortlichen Jugendkriminalität zeichnen sich durch ihre Kommunikationsfähigkeiten, ihre Geduld und Beharrlichkeit sowie ihr besonderes Flair im Umgang mit Jugendlichen und ihrem Umfeld aus. Die im Text erwähnten Menschen und Situationen sind als solche fiktiv, beziehen sich aber in verschiedenen Aspekten auf reale Gegebenheiten.

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1 Kommentar

  1. Gerber Stefan

    Sehr geehrte Polizisten und Polizistinnen,
    Ihr macht eure Arbeit Super.
    Auch am Wochenende, Feiertage und die viele Überstunden.
    Ich weiss das es Leute gibt wo die Polizei Arbeit nicht Schätzen.
    Da ich selber 3 Freunde habe wo bei Kapo Bern arbeiten und 1gute Kolleg beim Kapo Basel muss ich euch ein sehr großes Kompliment machen.
    Macht eure Arbeit weiter so und bin auf jeden Fall sehr stolz auf Kapo Bern.
    Ob wohl ich seit 9 Jahren weg bin von Bern wird mein Herz immer zu Bern und YB gehören.
    Jetzt wohne ich seit 6 Jahren in Mannheim.
    Ich wünsche an ganze Team von Schutz und Rettung Bern einen wunderschönen Rutsch ins neue Jahr.
    Liebe Grüße
    Herr Stefan Gerber

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