Ein Unfall passiert: Auf Spurensuche

Der Einsatzzentrale wird ein Unfall gemeldet: Ein Auto ist in eine Wand gekracht. Darin finden die Einsatzkräfte eine bewusstlose Person vor. Ein Fall für den Unfalldienst – aber was machen die eigentlich genau?

Eine Unfallmeldung geht bei Einsatzzentrale ein: Sofort rücken uniformierte Patrouillen der Polizei sowie die aufgebotene Ambulanz zur Unfallstelle aus. Ist eine Person gar eingeklemmt, wird die Feuerwehr aufgeboten. An erster Stelle steht immer die Rettung der betroffenen Personen. Die Patrouille ist im Lead und sichert unter anderem die Unfallstelle ab.

Jeder Hinweis zählt

Bei solchen Verkehrsunfällen mit schwer verletzten Personen, grossem Sachschaden, unklarer Sachlage und komplizierten Spurenverhältnissen wird der Unfalldienst (UD) beigezogen. Am Unfallort nehmen wir unterstützend für die uniformierte Polizei eine umfassende Spuren- und Tatbestandsaufnahme vor. Im Zentrum stehen dabei die Spuren. Dazu werden diese gesichert und unter anderem fotografisch festgehalten; wir erstellen auch photogrammetrische Aufnahmen mit einem Hochstativ oder sogar mittels Drohne. So können wir falls nötig einen massstabsgetreuen Plan erstellen.

Relevant sind Spuren, die hilfreich sind, um den Hergang und die Ursache des Unfalls ableiten zu können. Wenn erforderlich, werden die Fahrzeuge sichergestellt, mittels 3-D-Laserscanning eingescannt und technisch untersucht. Das alles immer mit dem Ziel, gemeinsam mit der uniformierten Polizei die Unfallursache zu klären und die Verantwortlichkeiten den entsprechend beteiligten Personen zuzuordnen.

Die Arbeit ist vielfältig

Tatbestandsaufnahmen und Abklärungen der Ursachen von Verkehrsunfällen gehören zu unseren Kernaufgaben. Auch bei Arbeitsunfällen sowie Bahnunfällen werden wir beigezogen. Wir führen technische Fahrzeuguntersuchungen durch und werten verschiedenste Fahrdatenaufzeichnungen im Zusammenhang mit Unfällen aus. Neben der 3-D-Auswertung von Verkehrs-, Bahn- und Flugunfällen gehören auch die Vermessung und 3-D-Rekonstruktion von Kriminal- und Umweltdelikten zu unseren Aufgaben.

Innerhalb des UD teilen wir uns in die Gruppen Unfallaufnahme sowie Fahrzeugtechnik und die Fachstelle Vermessung auf. Dabei weisen wir die verschiedensten beruflichen Hintergründe auf und wirken übergreifend in diversen Kompetenzbereichen mit. Viele von uns haben einen technischen Hintergrund: Unsere Kolleginnen und Kollegen kennen sich zum Beispiel aus mit Auto- und Landmaschinenmechanik und Elektrik, aber auch Zimmermänner und Gärtnermeister/-innen sind dabei.

Die verschiedenen Erfahrungshintergründe sind wichtig – alleine in der Gruppe Fahrzeugtechnik sind wir zuständig für alle Fahrzeuge vom einfachen Kick-Board übers Velo und alle Motorradkategorien bis hin zum Lieferwagen und Personenfahrzeugen, die heute immer komplexer werden.

Profis für Fahrzeugtechnik am Werk

Die Gruppe Fahrzeugtechnik kommt dann zum Einsatz, wenn Fahrzeuge zum Beispiel in einer Verkehrskontrolle nach einem Unfall sichergestellt wurden. Das passiert in der Regel, wenn diese technische Abänderungen aufweisen, die weitergehende Sachverständigkeit und das notwendige Material und Werkzeug erfordern.

Wir können beispielsweise verbotene Abänderungen erkennen, Fahrzeug-Identifizierungsnummern durch Ätzen wieder sichtbar machen, Geräuschmessungen und Fahrzeugwägungen durchführen, sowie digitale Daten auslesen und interpretieren. Vielfach muss das verbotene Material demontiert und bis nach Abschluss des Strafverfahrens sichergestellt bleiben.

Wenn die unfallverursachende Person ein technisches Problem am Fahrzeug geltend macht, untersuchen wir dieses auf Defekte. Auch Hohlrauminspektionen mit dem Video- und Endoskop führen wir durch. Dabei sind wir auf der Suche nach versteckten Gegenständen aller Art.

Das richtige Mass – auch in 3-D

Die Fachstelle Vermessung erstellt nicht nur Unfallpläne, sie ist auch zuständig für die zusätzliche Erhebung von relevanten Daten, die zur Planerstellung, zur Erstellung von 3-D-Modellen und Rekonstruktion nötig sind. Hierzu setzen die Mitarbeitenden modernste Messmethoden wie 3-D-Laserscanning, Photogrammetrie und Drohnenvermessung, sowie High End Software zur Auswertung der 3-D-Daten ein.

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Fachstelle Vermessung stehen dabei in engem Kontakt mit der Kriminaltechnik, der Fahndung sowie dem Institut für Rechtsmedizin, der Schweizerischen Sicherheitsuntersuchungsstelle und anderen Expertinnen und Experten. Auf Anfrage ist sie sogar ausserkantonal im Einsatz – stets mit dem Ziel vor Augen, das Optimum herauszuholen und Antworten auf die rekonstruktiven Fragen in gerichtspolizeilichen Ermittlungen zu finden.

Dieser Beitrag wurde am 7. Januar 2022 aktualisiert.

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