Wie ein Unglück eine Solidaritätswelle auslöst

An einem heissen Julitag in diesem Sommer erhielt die Regionale Einsatzzentrale Mittelland-Emmental-Oberaargau die Meldung über einen Arbeitsunfall mit einem Landwirtschaftsfahrzeug. Solche Vorfälle gehören leider zu unserem Arbeitsalltag. Was sich aber dann am Unfallort ereignete, hat uns beeindruckt.

Es war ein heisser Sommertag im Juli 2016 und viele Landwirte nutzten das trockene Wetter zum Heuen. So auch ein Landwirt im Emmental: Mit einem Ladewagen war er dabei, in einem schräg abfallenden Feld das Heu aufzunehmen. Während den Arbeiten kippte das Fahrzeug um und verletzte den Landwirt.

Glück im Unglück

Ich wurde gemeinsam mit einem Kollegen zum Einsatzort gerufen. Da der Unfall beobachtet wurde, und der Beobachter umgehend den Notruf wählte, waren wir schnell zur Stelle, ebenso die Sanität. Die Verletzung war glücklicherweise nicht lebensbedrohlich, doch der Mann musste mit der Ambulanz ins Spital gebracht werden. Währenddessen lag der Heuwagen nach wie vor auf der Seite und ein Grossteil des Heus war noch auf dem Feld. Sie können sich sicher vorstellen, dass ein Landwirtschaftsbetrieb auf jeden einzelnen Handstreich angewiesen ist. Wenn der Landwirt ausfällt, hat dies grosse Auswirkungen auf den Betrieb.

Grosse Solidarität von Nachbarn und Passanten

Innert kurzer Zeit waren bereits einige Anwohner zusammengekommen. Gemeinsam mit weiteren Passanten schoben sie die Heumaden an den unteren Rand der gemähten Wiese und säuberten die Wiese mit dem Heurechen. Ein in der Nähe wohnender Landwirt kam mit einer Seilwinde zu Hilfe, um das umgekippte Fahrzeug zu bergen. Es brauchte jedoch einen weiteren Traktor mit einer Seilwinde, um den Ladewagen wieder aufzurichten. Da sich der Unfall in der Nähe meines Wohnortes ereignet hatte, konnte mein Mann mit unserem privaten Traktor einspringen. Er ist selber Polizist, an diesem Tag hatte er jedoch frei. Mit vereinten Kräften konnten wir das umgekippte Fahrzeug schliesslich bergen.

Da wir beiden mit dem Arbeitsunfall beauftragten Polizisten vor Ort noch auf den Unfalltechnischen Dienst und den Technischen Verkehrszug warten mussten, konnten wir in der Zwischenzeit ebenfalls mithelfen, die Wiese vom Heu zu säubern.

Eine Erinnerung, die bleibt

Die Solidarität der Bevölkerung bei diesem Ereignis hat mich tief beeindruckt. Innert kurzer Zeit haben mehrere Personen ungefragt ihre Hilfe angeboten. Eine weitere Anwohnerin hat sogar spontan die Helfer mit Getränken und Sandwiches verpflegt.

Ich habe als Polizistin schon viele Einsätze erlebt, dieser wird mir aber bestimmt besonders lange in Erinnerung bleiben.

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