Botschaftsschützer/-in: vielseitiger Beruf mit Perspektive

Als sicherheitspolizeiliches Einsatzmittel gehört der Botschaftsschutz zur Kantonspolizei Bern. Stefan Schmid ist seit über 20 Jahren bei der Kantonspolizei Bern tätig und heute Chef des Botschaftsschutzes. Im Interview erklärt er, worauf es ankommt.

© Kantonspolizei Bern / Police cantonale bernoise

Herr Schmid, was genau macht man beim Botschaftsschutz?

Stefan Schmid: Im Kern geht es um den Schutz der diplomatischen Vertretungen in Bern. Neben der statischen Bewachung macht man in jedem Dienst auch sogenannte Berondungen. Dabei geht es darum, weitere Vertretungen mittels Patrouillenfahrten zu kontrollieren. Hinzu kommen auch viele weitere polizeiliche Arbeiten.

Macht man mehr als ein Security-Dienst?

Viel mehr! Man ist nicht, wie manche vielleicht denken, nur statisch vor Ort, sondern auch viel unterwegs. Neben der Kernaufgabe des Objektschutzes unterstützt der Botschaftsschutz auch die Polizei bei Einsätzen oder Erstinterventionen. Dabei trifft man auf so gut wie alle Einsatzlagen. Es gibt innerhalb einer Dienstschicht viel Abwechslung, weil man auch sehr vielseitig einsetzbar ist.

Was wäre eine solche Einsatzlage?

Es kann zum Beispiel vorkommen, dass sich die Einsatzzentrale meldet: «Uns wurde soeben ein Einbruchalarm gemeldet. Geht als erste Patrouille vor Ort.» In solchen Momenten sind die ausrückenden Patrouillen ein wichtiger Teil in der ersten Lagebewältigung. Und natürlich kümmert man sich auch ohne einen Auftrag der Einsatzzentrale um die Sicherheit der Bevölkerung.

Warum bewerben sich Aspiranten/-innen für den Botschaftsschutz?

Wegen der Vielfalt. Man schützt diplomatische Vertretungen und ist ein wichtiger Teil der Kantonspolizei Bern.

Dann darf man als Botschaftsschützerin bzw. Botschaftsschützer auch jemanden festnehmen?

Mit seiner umfassenden Grundausbildung ist der Botschaftsschutz auch gesetzlich dazu legitimiert, Personen zurückzuhalten oder gar festzunehmen, wenn dies die Lage erfordert. Der Dienst des Botschaftsschutzes erfolgt uniformiert sowie, analog von Stationierter und Mobiler Polizei, bewaffnet und in Patrouillenfahrzeugen.

Wie sind die Arbeitszeiten?

Der Schutz der diplomatischen Vertretungen beschränkt sich nicht nur auf Bürozeiten. Daher leisten Botschaftsschutz wie Polizei eine Rund-um-die-Uhr-Präsenz. Dazu gehören auch Nacht- und Wochenenddienste. Es ist aber bei Weitem nicht so, dass unsere Mitarbeitenden nur ausserhalb der Bürozeiten tätig sind. Die Vorteile eines Schichtbetriebes sind nicht von der Hand zu weisen. So begrüssen die Mitarbeitenden die Möglichkeiten der flexibleren Freizeitgestaltung.

Aus welchen Berufen kommen «Umsteiger/-innen», die eine Ausbildung bei Ihnen absolvieren?

Mittlerweile sind bei uns nahezu alle Berufsbranchen vertreten. Alle haben sich für diesen zweiten Berufsweg entschieden. Als moderne Arbeitgeberin ermöglichen wir auch individuelle Teilzeitmodelle, was zum Beispiel Wiedereinsteigerinnen nach der Mutterschaft ansprechen kann.  

Wie lange geht die Ausbildung?

Die zertifizierte Grundausbildung zur Botschaftsschützerin oder zum Botschaftsschützer dauert sechs Monate und findet in Ittigen statt. Nach der Grundausbildung ist beim Botschaftsschutz auch vor der Weiterbildung: Um den hohen Ansprüchen des Berufsalltages gerecht zu werden, können im Anschluss laufend organisierte Aus- und Weiterbildungen, auch im Verbund mit der Polizei, besucht werden.

Nach erfolgreicher Bewerbung folgt der Tag der Aufnahmeprüfung. Worum geht es bei dieser ganztägigen Veranstaltung?

Es werden sowohl sportliche Fähigkeiten, Allgemeinwissen als auch die Sprachkenntnisse der Kandidatin bzw. des Kandidaten geprüft. Nach bestandener Aufnahmeprüfung folgen Abklärungen zur Person, unter anderem auch ein Assessment, bei dem man sich persönlich mit praxisnahen Übungen und in einem Gespräch vorstellen kann.

Wie verläuft die Ausbildung?

In diesen intensiven sechs Monaten lernt man alle berufsrelevanten Grundlagen – übrigens bei vollem Lohn. Themen sind Objektschutz, Eigenschutz, Ordnungsdienst, Gesetzgebungen, Erste Hilfe, Rettungsschwimmen und vieles mehr.

Welche Karriereperspektiven hat man als Botschaftsschützer/-in?

Es gibt eine breite Palette an Entwicklungsmöglichkeiten. Man kann sich bereits nach der Grundausbildung auf eine Vielzahl von Nebenfunktionen bewerben. Zum Beispiel auf das Führen von Diensthunden oder das Fahren des Wasserwerfers. Die Fachlaufbahn Botschaftsschutz sichert die On-the-Job-Weiterentwicklung in unterschiedlichen Segmenten und Weiterbildungsveranstaltungen. Auch eine Kaderlaufbahn oder eine fachähnliche Laufbahn im Korps einzuschlagen, gehört zu den attraktiven Entwicklungsmöglichkeiten eines Botschaftsschützers bzw. einer Botschaftsschützerin.

Stefan Schmid ist seit 2001 bei der Kantonspolizei Bern. Er absolvierte nach seiner Berufslehre die Ausbildung zum Botschaftsschützer und anschliessend jene zum Polizisten. Heute ist er Chef der Mobilen Polizei Bern und des Botschaftsschutzes mit über 200 Mitarbeitenden.

«Der Botschaftsschutz ist heutzutage viel mehr als das reine Stehen vor einem Gebäude», sagt Stefan Schmid. Im Vergleich zu früher sieht er den Beruf sehr viel breiter aufgestellt. Durch die facettenreichen Aufgaben rund um diplomatische Vertretungen, aber auch durch die erweiterten Tätigkeiten bringt dieses Berufsbild sehr viel Abwechslung mit sich.

Informationen rund um das Thema Ausbildung zur Botschaftsschützerin / zum Botschaftsschützer

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