Ein kurzer Moment – schwerwiegende Folgen

Gewalt im öffentlichen Raum hat in den vergangenen Jahren zugenommen. Unter dem Motto «Sicher feiern» hat sich die Kantonspolizei Bern dazu einen Schwerpunkt gesetzt. Ein Augenschein in einer Ausgangsnacht zeigt, wie schnell es gehen kann, dass der Ausgang in schlechter Erinnerung bleibt.

Über acht Mal pro Tag kam es im vergangenen Jahr im Kanton Bern zu Fällen von Gewalt im öffentlichen Raum. Besonders häufig sind Tätlichkeiten, Streitereien, Raubüberfälle, Diebstähle und sexuelle Übergriffe an Wochenenden. Um diese Entwicklung zu stoppen, hat die Kantonspolizei Bern die Präsenz insbesondere in den Ausgehvierteln erhöht. Zudem führt sie aktuell einen Schwerpunktmonat mit vermehrten Patrouillen am Wochenende durch.

Um mir einen Eindruck über die polizeiliche Arbeit im Nachtleben zu machen, durfte ich als ziviler Mitarbeiter Kolleginnen und Kollegen der uniformierten Polizei begleiten. So war ich bei zwei Nachtdiensten im Berner Oberland sowie in der Region Seeland-Berner Jura unterwegs.

In Thun wurde ich von einer Patrouille an einem regnerischen Freitagabend um 21 Uhr in Empfang genommen. Der Einsatz begann mit einer Fahrt zu einem gemeldeten Einbruchdiebstahl. Oft läuft es aber auch anders: «Bei veranstaltungsreichen Wochenenden werden wir teilweise fast ohne Unterbruch von Einsatz zu Einsatz gerufen», wurde mir erklärt. «Je länger die Nacht dauerte, umso intensiver wurde der Nachtdienst: Es kam damals zu Streitereien und Schlägereien, wobei immer auch der Alkoholkonsum eine Rolle spielte.»

Kurz nach 23.30 Uhr wurde dann gemeldet, dass in Thun zwei Gruppierungen aufeinandertrafen und sich eine Schlägerei anbahnte. Doch wir waren zu weit vom gemeldeten Ort entfernt, um einzugreifen – ein anderer Dienst übernahm dies an unserer Stelle.

Zu einer Körperverletzung kam es während meines Einsatzes im Seeland: Unsere Patrouille wurde gleich zu Beginn des Dienstes nach 21.30 Uhr zum Spiel eines lokalen Fussballclubs gerufen. Offenbar hatte ein Mann einem Matchbesucher mehrere Schläge und Tritte in die Kopf- und Nackengegend zugefügt. Das Opfer war in der Folge kurzzeitig ohnmächtig geworden. Der Schläger hatte bei unserem Eintreffen bereits das Weite gesucht, er konnte aber – wie mir zwei Tage später erzählt wurde – gefasst werden. Er muss sich vor der Justiz verantworten.

Bei weiteren Einsätzen, die ich begleiten durfte, ging es vor allem um kleinere Streitigkeiten, welche geschlichtet wurden. Das Ziel ist es, die Spirale der Gewalt durch die polizeiliche Präsenz bereits frühzeitig zu durchbrechen, damit keine Personen zu Schaden kommen. Mehrere Male wurden wir auch zu Lärmklagen gerufen, wo wir laute Musik und alkoholisierte Jugendliche mit Aggressionspotenzial antrafen; ebenfalls Auswirkungen des Ausgangsverhaltens.

Bei grossem Aggressionspotenzial und verminderter Aufnahmefähigkeit von Kontrahenten, braucht es sehr gute Menschenkenntnisse und viel Fingerspitzengefühl. Dies zeigte auch der nächste Einsatz. Knapp nach 5 Uhr morgens wurde uns im Seeland ein Trickdiebstahl gemeldet: Der angehaltene Mann zeigte sich zu Beginn des Dialogs zwar kooperativ, zunehmend wurde er jedoch uneinsichtiger, aggressiver und ausfälliger. Als er sich dann vor uns entblösste, um sich schlug und von den Kolleginnen und Kollegen nicht mehr beruhigt werden konnte, mussten wir ihn anschliessend auf die Polizeiwache bringen. Auch dort beruhigte sich der Mann nicht so schnell.

Auf unseren Einsätzen suchten die Kolleginnen und Kollegen aber auch einfach den Dialog zu unterschiedlichen Gruppen, die unterwegs waren. Einer Gruppierung, die torkelnd auf dem Weg nach Hause war, rief der Kollege ein «Geits nech? Häbet Sorg zunang» zu. Der gut gemeinte Vorschlag kam sympathisch an.

Ausgänge bleiben nicht immer in guter Erinnerung: So wurden alleine im vergangenen Jahr 237 Körperverletzungen im öffentlichen Raum im Kanton Bern gemeldet. Die erhöhte Präsenz in Ballungsgebieten unter dem Motto «Sicher feiern» bleibt ein Schwerpunkt der Kantonspolizei Bern.

Tipps sollen helfen, dass nach dem Ausgang höchstens ein «Kater» übrigbleibt. Denn ein kurzer Augenblick kann nicht nur für die Opfer, sondern auch für die Täter lebenslange Folgen haben. Dies zeigt die Geschichte von Sandro, welche er uns mit dem Ziel der Prävention erzählte. Sandro schlug alkoholisiert zu und verursachte beim Opfer ein Schädelhirntrauma. Neben einer Verurteilung zu fünf Jahren Haft musste er Gerichtskosten, Schmerzensgeld, Spitalbehandlungen bezahlen. Eine Polizistin, ein Jugendanwalt, ein Richter und Präventionsmitarbeiter der Polizei erzählen, was direkt nach dem Vorfall passierte.

Sicher feiern!

Hier finden Sie Tipps, wie Sie sich verhalten können, damit Sie nicht in eine ähnliche Situation geraten wie Sandro. Machen Sie es besser und feiern Sie sicher!

www.police.be.ch/sicherfeiern

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