Von der Suche nach Einbrechern zur Jagd auf das Coronavirus

Die Sicherheit steht für ihn an oberster Stelle: Eigentlich ist Hanspeter Canal als Chef des Polizeibezirks Schwarzenburg für die Bevölkerung in seiner Region da. Von Ende April bis Ende Oktober leitete er das Contact-Tracing-Team bei der Suche nach den Infektionswegen des Coronavirus.

Ab Ende April leitete Hanspeter Canal das Team der Contact Tracer operativ. © Adrian Moser

Die Verhinderung und Aufklärung von Straftaten gehörte bis im März zu den Hauptaufgaben von Hanspeter Canal, dem Chef des Polizeibezirks Schwarzenburg. Danach war er gemeinsam mit einem immer grösser werdenden Team einem anderen Übeltäter auf der Spur; dem Coronavirus. Er leitete bis Ende Oktober im Auftrag der Gesundheits-, Sozial- und Integrationsdirektion das Contact-Tracing-Team, welches zum Ziel hat, Infektionswege zu unterbrechen.

Von der Polizeiwache Schwarzenburg in die Gesundheitsdirektion

Eigentlich leitet Hanspeter Canal den Polizeibezirk Schwarzenburg. Zu seinen Hauptaufgaben gehören üblicherweise Führungsaufgaben auf Stufe Polizeibezirk. Dabei ist er unter anderem dafür verantwortlich, strafrechtlich relevante Entwicklungen zu erfassen und Gegenmassnahmen einzuleiten. Zudem organisiert und leitet er Kontrollen, Spezialeinsätze und Suchaktionen, leistet Pikett und ist nicht zuletzt auch verantwortlich für die Zusammenarbeit, auch mit Partnerorganisationen, innerhalb des Polizeibezirks.

Nach Beginn der Coronasituation war jedoch alles anders: Während früher vor allem die Verhinderung und Aufklärung von Straftaten zu Gunsten der Bevölkerung im Vordergrund standen, ist es jetzt der Schutz vor dem Coronavirus. So unterstützte er ab März das ResMak (Ressourcen-Management des Kantons Bern) unter anderem organisatorisch, medizinische Institutionen wie Spitäler, Alters- und Pflegeheime sowie Spitex-Organisationen mit genügend Schutzmaterial auszurüsten. Ab Ende April leitete er das Team der Contact Tracer operativ.

Hinter jedem Fall steckt eine Geschichte

Beim Contact Tracing geht es darum, Infektionsketten zu unterbrechen, um das Coronavirus einzudämmen. Dies ist möglich, indem infizierte Personen frühzeitig erkannt und gezielt isoliert werden, ebenso ihre engen Kontakte. Hier kommen die Contact Tracer ins Spiel: Sie nehmen telefonisch mit den betroffenen Personen Kontakt auf und geben Anweisungen oder Hilfestellungen zur Quarantäne/Isolation. Auch während der Quarantäne oder Isolation stehen die Tracerinnen und Tracer in Kontakt mit ihnen. Regelmässig werden sie zu Gesundheitszustand und Wohlergehen befragt.

Hanspeter Canal führt zwar selbst keine Telefongespräche, brieft aber gemeinsam mit Koordinatoren die Tracerinnen und Tracer und steht ihnen auch mit Rat und Tat zur Seite. Die Arbeit ist keine leichte; Menschen müssen nach Kontakten mit Erkrankten in die soziale Isolation geschickt werden und vielfach bereitet die Nachricht auch existenzielle Ängste. «Zum Glück sind die meisten Personen, die wir kontaktieren, kooperativ und einsichtig. Selten reagiert jemand komplett uneinsichtig oder aggressiv, aber hinter jedem «Fall» steckt stets eine Geschichte. Dies muss jeder Tracerin und jedem Tracer bewusst sein», erklärt Hanspeter Canal.

Herausfordernde Arbeit

Die Tätigkeit in einem Gebiet, welches einerseits menschliche Schicksale betrifft, andererseits aber auch rasche und konsequente Entscheide erfordert, ist Hanspeter Canal gewohnt. Trotzdem ist diese Herausforderung an ihn und seine Kolleginnen und Kollegen eine Besondere. «Gerade die steigenden Fallzahlen, der personelle und räumliche Ausbau des CT, sowie die rasch ändernden Prozesse sind für das ganze CT / Kantonsarztamt / Gesundheits-, Sozial- und Integrationsdirektion, eine unglaublich grosse Herausforderung. Die Contact-Tracing-Gruppe ist ein bunt gemischtes Einsatzteam, die allermeisten Tracerinnen und Tracer stammen aus den verschiedensten Bereichen, ebenso die Koordinatoren.

Auch eine Anzahl Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kantonspolizei arbeitet als Tracer. Die Arbeit ist sehr intensiv und dynamisch, der Faktor Zeit ist für die Kontaktaufnahmen eminent. Eine grosse Herausforderung können die Sprachbarrieren sein. Jede Tracerin und jeder Tracer sollte sich auf Deutsch, Französisch und Englisch verständigen können, einige sprechen aber beispielsweise auch Italienisch, Arabisch, Russisch oder auch Spanisch. Trotzdem gibt es Fälle, wo man sich nicht auf Anhieb versteht. Irgendwie schaffen wir es aber immer, eine Lösung zu finden», erklärt Hanspeter Canal.

Redaktion Tanja Ingold, Kommunikation Kanton Bern und Kommunikation Kantonspolizei Bern.

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