Gajus’ Hundenase findet fast alles

Insbesondere was den Hör- und Geruchssinn angeht, sind Hunde uns Menschen weit voraus. Darum bilden wir unsere vierbeinigen Mitarbeitenden auch darauf aus, Fährten zu lesen. Hier geben wir Ihnen einen Einblick in die Trainingsarbeit.

In diesem Beitrag möchte ich Ihnen etwas zur Fährtenarbeit erzählen. Sie erinnern sich vielleicht: Im Weiterbildungskurs diesen Frühling haben Gajus und ich unter anderem daran gearbeitet, denn diese Disziplin wird an den SPV-Prüfungen und natürlich auch in der Arbeitspraxis verlangt.

Grundsätzlich gibt es in Bezug auf die Aufnahme einer Spur zwei unterschiedliche Ausbildungen:

  • Fährtenarbeit: Diese funktioniert über die Düfte der mechanischen Bodenverletzung.
  • Mantrailing: Der Hund nimmt die tatsächliche Geruchsspur des Menschen auf.

Fährtenarbeit: Einer flüchtenden Person und der verursachten Bodenverletzung folgen

Bei der Fährtenarbeit geht es darum, einer flüchtenden Person zu folgen. Dabei ist der Hund in der Lage, kleinste Bodenverletzungen wahrzunehmen. Beim Training legt ein Fährtenleger die Fährte als Spur, zum Beispiel auf einer Wiese, einem Acker oder durch den Wald. Durch das Ablaufen der Fährte wird der Boden «verletzt» – für uns ist das nicht wahrnehmbar, aber es entwickelt sich ein intensiver Duft, dem der Hund folgt. Sie müssen sich vorstellen: Gajus’ Nase hat etwa gemäss Fachliteratur 220 Millionen Riechzellen – meine eigene hat nur einen Bruchteil davon, also rund 5 Millionen.

Beim Trainieren unterscheiden wir zwischen Eigen- und Fremdfährten. Die Eigenfährte lege ich als Hundeführer selber, folglich kenne ich sie bereits, wenn Gajus sie ausarbeitet. Die Fremdfährte hingegen wird wie oben beschrieben von einem Fährtenleger vorbereitet, ohne dass ich Kenntnis darüber habe, wie sie verläuft.

Eine Fährte besteht dabei aus mehreren geraden oder bogenförmigen Abschnitten, den Schenkeln, und verschiedenen Winkeln zwischen diesen. Den Beginn einer Fährte bezeichnen wir als Abgang; wir kennzeichnen sie mit einem so genannten Abgangsstab.

«Mensch, hier ist etwas, das du sehen solltest!»

Auf der Fährte werden ausserdem verschiedene Gegenstände hinterlegt – das können mögliche Tatwerkzeuge oder Diebesgut sein. Der Hund muss diese beim Absuchen, dem so genannten Ausarbeiten der Fährte verweisen; das bedeutet, er legt sich in die Position «Platz», damit die Hundeführerin oder der Hundeführer weiss, dass an dieser Stelle ein relevanter Gegenstand liegt, der genauer betrachtet werden sollte.

Als Hundeführer folge ich Gajus beim Ausarbeiten der Fährte mit etwa zehn Metern Abstand, dabei nutze ich eine lange Leine. Je nach Ausbildungsstand des Hundes warten wir eine bestimmte Zeit, bis die Fährte ausgearbeitet wird. Der Geruch, der beim Fährtenlegen erzeugt wird, nimmt mit der Zeit ab – früh in der Ausbildung schicken wir den Hund zum Beispiel nach 20 Minuten, später und mit mehr Übung auch mal erst nach einer Stunde.

Jeder Mensch riecht anders

Das Mantrailing wird Gajus erst nach der Einsatzfähigkeit erlernen. Der Begriff Mantrailing stammt aus dem Englischen und setzt sich zusammen aus den Wörtern «man» = Mensch und «trailing» = verfolgen. Wir lassen den Hund an einem persönlichen Gegenstand der gesuchten Person deren Geruch aufnehmen, zum Beispiel an einem getragenen Kleidungsstück. Der Hund sucht in der Folge nach dem Individualgeruch des Menschen.

Der Individualgeruch setzt sich unter anderem aus chemischen und biologischen Abbauprodukten des menschlichen Körpers zusammen und ist für jeden Menschen einzigartig, ähnlich wie zum Beispiel ein Fingerabdruck. Es riechen also keine zwei Personen genau gleich. Der Mensch verliert pro Minute ca. 40‘000 solcher Geruchspartikel und hinterlässt damit eine Spur für die Hundenase.

Während der Suche differenziert der Hund die Gerüche, die er aufnimmt und folgt der Spur, die ihn zur gesuchten Person führt. Für mich als Hundeführer ist es aber nicht damit getan, einfach hinter dem Hund herzulaufen, Mantrailing ist Teamarbeit und erfordert von der Hundeführerin oder dem Hundeführer Konzentration und Aufmerksamkeit für die Verhaltensweisen des Hundes und für die Umwelteinflüsse wie zum Beispiel Sonneneinstrahlung, Lufttemperatur oder Wind.

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2 Kommentare

  1. Peter Schneeberger Sen. 37

    Als pens. Kapo-Fahnder und auch als ehemaliger Hunde-führer der Kapo Bern, interessiere ich mich nach wie vor für die Arbeit mit den Diensthunden.
    Lukas Schneeberger ist zudem mein Grosssohn.
    Auch an „Gaius“ habe ich eine grosse Freude, denn jetzt ist es ein ganz schöner Deutscher-Schäferhund geworden.
    Dies ist mein Komentar zum vorliegenden Blogg.
    Mit freundlichen Grüssen
    Peter Schneeberger, Sen.

  2. Urs Gasser

    Ich durfte während fast 10 Jahren bei der Kapo Bern einen Hund führen. Als Angestellter von Strafanstalten war dies damals noch erlaubt. Ich mag mich gut erinnern, dass unser Gruppenleiter Seeland III Adj Max Hämmerli immer hervorragende Arbeit geleistet hat. Unsere Gruppe hat die Prüfungen immer mit Erfolg bestanden. Verschiedene Einsätze in der Strafanstalt Witzwil zeichnete unsere gute Ausbildung Hund/Mann etliche Male aus. Das Diensthundewesen der Kapo Bern interessiert mich noch heute sehr.

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