Verhandlungsgruppe: Kommunikation in Krisensituationen
Die Mitglieder der Verhandlungsgruppe der Kantonspolizei Bern sind speziell ausgebildet, um in Krisensituationen Gespräche mit betroffenen Personen zu führen. Sie kommt unter anderem zum Einsatz, wenn sich Menschen bewaffnet verschanzen, Geiseln festhalten oder mit Suizid drohen. Die Mitarbeitenden der Verhandlungsgruppe leisten Pikettdienste und sind somit rund um die Uhr für den Ernstfall bereit. Die Zuständigkeit erstreckt sich über das gesamte Kantonsgebiet.

Es sind Extremsituationen, in die sich die Verhandlerinnen und Verhandler begeben. Im Pikettdienst muss man damit rechnen, sich innerhalb kürzester Zeit vor einer verzweifelten und gewaltbereiten Person in einer Krisensituation wiederzufinden, die zum Beispiel bewaffnet ist. Nicht selten sind diese Einsätze auch potenziell gefährlich. Die Aufgabe der Verhandlungsgruppe verlangt eine hohe Flexibilität und Feingespür. Die Herausforderung besteht darin, durch einfühlsame Kommunikation die Situation entschärfen und dafür sorgen, dass niemand verletzt oder gar getötet wird.
Verhandler/-in Nebenfunktion
Mitarbeitende der Kantonspolizei Bern können zusätzlich zu ihrer normalen Funktion auch in einer sogenannten Nebenfunktion tätig sein. Diese Nebenfunktionen sind sehr vielfältig und bereichern den Dienstalltag. Eine der möglichen Nebenfunktionen ist die Tätigkeit als Verhandler/-in innerhalb der Verhandlungsgruppe.
Um Verhandler oder Verhandlerin zu werden, bedarf es aussergewöhnlicher sozioemotionaler Kompetenzen sowie einer hohen Belastbarkeit. Die ausgewählten Personen durchlaufen eine intensive Ausbildung, bei der sie in psychologischen Themen sowie Kommunikation speziell geschult werden.
Oftmals findet der Erstkontakt mit Personen, die sich in einer Krisensituation befinden, durch die erst eintreffende Polizeipatrouille statt. Bei Bedarf kann die Verhandlungsgruppe über die Einsatzzentrale der Kantonspolizei Bern durch jede/n Polizist/Polizistin aufgeboten werden. Die pikettleistenden Verhandlerinnen und Verhandler unterstützen in der Folge die Einsatzkräfte, die mit der betroffenen Person Kontakt aufgenommen haben oder übernehmen die Gesprächsführung Vollumfänglich.
Kommunikation als Mittel zum Erfolg
Als sogenanntes mildestes Mittel der Kantonspolizei Bern ist das Ziel der Verhandlerinnen und Verhandler mit betroffenen Personen ein Gespräch zu führen.
In sämtlichen Polizeieinsätzen ist es stets die Absicht, die Situation friedlich zu lösen, um jegliche Eskalation zu vermeiden.
Stefan Hässig, Verhandler bei der Kantonspolizei Bern: «Der erste Kontakt mit den Menschen in Extremsituationen kann beispielsweise vor Ort an einer Wohnungstür, aber auch übers Telefon sein.». Nachdem wir den Kontakt hergestellt haben, geht es darum einfach mal zuzuhören. Wir müssen verstehen, was dieser Mensch gerade durchmacht und warum er so reagiert. Wir wollen wissen, wieso es zu dieser Situation kam». Es gehe auch darum, das Gespräch auf eine gemeinsame Ebene zu bringen und Verständnis zu schaffen. Die Betroffenen haben oft das Gefühl, mit dem Rücken zur Wand zu stehen und sehen keinen Ausweg. Da kann jemand, der einfach nur zuhört und Verständnis für die Situation zeigt, genau das Richtige sein. Man versuche dann, gemeinsam Lösungen zu finden. «Verständnis zu zeigen, heisst aber auf keinen Fall, dass wir gutheissen, was diese Menschen tun oder tun wollen.»
Eine schnelle, lösungsorientierte Vorgehensweise ist dabei meist nicht zielführend. So kommt es nicht selten vor, dass ein Einsatz mehrere Stunden andauern kann.
Ausbildung – Verhandeln will gelernt sein
Verhandlerinnen und Verhandler müssen nebst viel Empathie, Teamfähigkeit und einer grossen Stressresilienz auch Verhandlungsgeschick mitbringen. Letzteres wird regelmässig in Ausbildungen trainiert. Nicht selten finden auch interkantonal oder sogar international angelegte Übungen statt. Dabei gilt es, die Zusammenarbeit mit Verhandlerinnen und Verhandlern anderer Kantone/Länder zu fördern und vom gegenseitigen Austausch und Erfahrungen zu profitieren.
Zusammengefasst setzt die Verhandlungsgruppe für die Lagelösung im Ereignisfall auf das mildeste Mittel – die Kommunikation. Die Verhandlungsgruppe Bern ist 24/7 bereit, die Mitarbeitenden der Kantonspolizei Bern bei ihrer täglichen Arbeit, aber auch in Ausnahmesituationen, zu unterstützen.
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