Bernerin in Genf: für die grenzüberschreitende Zusammenarbeit

Die Bekämpfung der Kriminalität und Ermittlungsarbeit ist Sache der lokal zuständigen Polizeien. Die zu bearbeitenden Fälle halten sich allerdings nicht an Landesgrenzen. Damit die Zusammenarbeit optimal funktioniert, gibt es unter anderem das sogenannte CCPD. Eine Stagiaire erzählt aus ihrer Zeit in Genf.

Das CCPD (Centre de coopération policière et douanière) in Genf ist kurz beschrieben ein Kooperationszentrum zwischen den Polizeikräften der Schweiz und Frankreichs. Das CCPD sorgt für den reibungslosen Ablauf der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit und den Austausch von Informationen in Polizei- und Zollangelegenheiten. Beispiele dafür sind Anfragen betreffend Führer- und, Fahrzeugausweisen oder Aufenthaltsbewilligungen. Übrigens gibt es in Chiasso (TI) ein zweites CCPD zwischen der Schweiz und Italien und in Europa sind es insgesamt mehr als 50 ähnliche Zentren.

Wie ich zum CCPD kam

Jedes Jahr wird am CCPD für einen Berner ein Stage ausgeschrieben. So bin ich darauf aufmerksam geworden, denn eigentlich komme ich aus einer ganz anderen Gegend: Nach der einjährigen Ausbildung zur Polizistin wurde ich am 1. Februar 2011 auf die Polizeiwache Meiringen stationiert. Nach drei Jahren habe ich nach Interlaken gewechselt. Neben meinen allgemeinen Tätigkeiten leite ich dort zudem Einsätze im Zusammenhang mit der Bekämpfung der Strassen- und Betäubungsmittelkriminalität. Doch meine Kolleginnen und Kollegen kommen nun für ein Jahr ohne mich aus, denn seit dem 01.02.2017 arbeite ich als Stagiaire im CCPD am Flughafen in Genf.

Bis ich die Ausschreibung Anfang 2016 im Intranet sah, kannte ich das Aufgabengebiet dieser Stelle nur im Groben. Da es mich dennoch sehr interessierte, habe ich die damalige Stagiaire kontaktiert, um mich über die konkreten Arbeiten zu informieren. Ausschlaggebend für meine Bewerbung war die Möglichkeit, ein Jahr in Genf zu arbeiten, mein Französisch aufzubessern und etwas Neues kennen zu lernen. All das hat mich sehr gereizt, und so habe ich mich gefreut, dass es tatsächlich geklappt hat.

Der Wechsel ging einfacher als befürchtet

Schon einige Tage vor meinem Start in Genf war ich nervös – und zuerst musste ich ja auch noch meinen temporären Abschied in Interlaken hinter mich bringen, was mir auch nicht leicht fiel. Am 1. Februar um 05:00 Uhr war es dann aber soweit und ich machte mich auf den Weg nach Genf.

Im Büro angekommen wurde ich herzlich empfangen… und dann begann das grosse «Schwimmen». Obwohl ich bereits recht gut Französisch sprechen und schreiben konnte, kamen neu alle Fachbegriffe der Polizei in der zweiten Sprache dazu – und das sind nicht gerade wenige. Auch das System, in dem alle Anfragen erfasst werden, kannte ich so noch nicht und viele der allgemeinen Abläufe im Büro vor Ort waren neu für mich. Aber am Ende habe ich mich schneller zurecht gefunden als gedacht: Die neuen Begriffe lernte ich mit Hilfe von Karteikarten beim Pendeln im Zug, und bei allen anderen Herausforderungen half es, dass einige Kollegen auch gut Deutsch sprechen. Im Notfall konnte ich mir also doch manchmal noch mit einem deutschen Wort mitten im französischen Satz behelfen – und bei dieser Gelegenheit gleich das französische Pendant lernen.

Nun bin ich schon seit Februar im CCPD. Ich kann schon eine Weile selbstständig arbeiten, weiss mir zu helfen und fühle mich gebraucht. Auch wenn ich sicherlich noch oftmals Fehler bei der Satzbildung oder der Aussprache mache, weiss ich, dass mir meine Kollegen helfen.

Nicht nur einfach, aber lohnend

Die grösste Herausforderung war und ist sicherlich das Naheliegende: die Sprache. Andere Schwierigkeiten waren etwas subtiler: Drei Stunden von Zuhause weg zu sein die Freunde, Familie und Interlakner Arbeitskollegen nicht um mich zu haben, das ist nicht immer ganz einfach für mich. Als aktive Turnerin vermisse ich in dieser Zeit auch die Trainings, die Teilnahme an Turnfesten sowie die Leitertätigkeit im Geräteturnen, auf die ich verzichten muss. Alles bedarf mehr Planung – spontan einen Abend etwas mit Freunden trinken gehen, geht meistens nicht – dafür bin ich einfach viel zu weit weg.

Auf der anderen Seite geniesse ich es sehr, dass mir mein Beruf solche Möglichkeiten bietet. Die grenzübergreifende Arbeit ist sehr interessant und lehrreich, und ich werde sicherlich auch später noch immer wieder von diesen Erfahrungen zehren können. Schön zu sehen ist auch, wie gut hier in der Regel die Zusammenarbeit zwischen der Schweiz und Frankreich funktioniert. So habe ich beispielsweise auch erlebt, wie eine Einbrecherbande festgenommen werden konnte, weil der Informationsaustausch zwischen Frankreich und der Schweiz via CCPD so unkompliziert und direkt erfolgen konnte. Zudem ist das Verhältnis mit den französischen Kollegen sehr kollegial, da wir im selben Büro arbeiten.

Wenn man ein gutes Umfeld hat und offen ist, meistert man dieses Jahr ohne Probleme – und da die Region rund um den Lac Léman so schön ist, wird es hier sicherlich nie langweilig.

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2 Kommentare

  1. Chrigu G.

    Bravo, Jeanette! Super machsch du das. Isch de glich schön, wende wider zrügg bisch 🙂

    • Jeanette

      Merci vielmal 🙂 Freue mi, wenni wieder zrüg im schöne Kanton Bärn bi!

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