Wenn aus vermeintlicher Internet-Romantik Betrug wird

Viele Menschen sind im Internet auf der Suche nach der perfekten Partnerin oder dem perfekten Partner. Doch aufgepasst: Kriminelle haben sich darauf spezialisiert im Internet mit vorgetäuschter Liebe, oft viel Geld zu stehlen. Worauf Sie achten müssen, um nicht zum Opfer zu werden.

© Sergey Nivens / Fotolia

Die grosse Liebe im Internet finden? Das ist schon lange nichts Neues mehr. So machen sich viele im Web auf die Suche nach der Partnerin oder dem Partner fürs Leben. Doch leider finden sich auch dort Kriminelle, die darauf spezialisiert sind, mit vorgetäuschter Liebe Geld zu erbeuten.

Love scamming, Romance scamming

Zum Verständnis: Das Wort «Scam» mit all seinen Varianten stammt aus dem Englischen und heisst nichts anderes als Betrug bzw. Schwindel. In den folgenden Punkten werde ich die verschiedenen Elemente dieser betrügerischen Aktivitäten ausführen.

Täter

Der Täter könnte ein Betrüger sein. Beim Love Scamming versucht er durch Zu- und Überreden – meistens verbunden mit Zuneigungs- oder Liebeserklärungen – an das Geld des Opfers zu kommen.

Opfer

Bei den Opfern handelt es sich vielfach um Frauen, es trifft aber auch immer wieder Männer. Oftmals sind die Opfer auch im Internet auf der Suche nach einer für sie passenden Partnerin bzw. einem passenden Partner. Häufig ist das Bedürfnis nach Liebe, Nähe und Zuneigung so gross, dass die Opfer den vermeintlich tollen neuen Partner, den sie im Internet gefunden und «kennengelernt» haben, nicht genügend prüfen.

Wie die Betrüger vorgehen

Love- oder Romance Scams laufen immer nach einem sehr ähnlichen Muster ab. Der Täter, meistens ein Mann, kontaktiert das potentielle Opfer, meistens eine Frau, über das Internet; später sind Kontakte auch über das Mobiltelefon üblich. Für seine Aktivitäten nutzt der Betrüger selbstverständlich ein falsches Profil. Solche falschen Profile bzw. Bilder und/oder Namen können von dem angegangenen späteren Opfer unter Umständen sogar im Internet gefunden werden, was einen möglichen Argwohn wieder zerstreut.

1. Vertrauen gewinnen

Das Ziel des Betrügers ist in der ersten Phase der Aufbau von Vertrauen. Dies macht er mit langen Chats über Mail, Facebook und dergleichen, aber auch über Handy. Ungewöhnlich schnell spricht der Täter gleich von der grossen Liebe, die er nun gefunden habe. Dieser intensiv geführte Kontakt entwickelt sich rasch einmal zu einer regelrechten «Liebesbeziehung» – ein Foto hier, eine SMS dort, man (Frau) freut sich immer sehnsüchtiger auf neue Nachrichten und Zuneigungsbekundungen. Mögliche anfängliche Zweifel an der neuen Beziehung verflüchtigen sich zusehends.

2. Geldforderungen

Mit der Zeit, wenn das Vertrauen aufgebaut ist, oft nach Bekanntgabe von persönlichen, intimen Informationen/Geheimnissen, passiert dann meistens sinngemäss Folgendes:

Der Täter vermittelt dem Opfer glaubhaft, dass er in eine finanzielle Notlage geraten sei. Mögliche Szenarien können sein:

  • Ein in Aussicht stehendes grosses und gewinnbringendes Geschäft, beim welchem unvorhergesehene Kosten im Vorfeld angefallen sind.
  • Über das eigene Konto könne der Täter zurzeit aus verschiedenen Gründen grad nicht verfügen.
  • Der Täter gibt an, im Ausland einen Verkehrsunfall gehabt zu haben und nun müsse die Rechnung für die Operation und Hospitalisierung vor der Entlassung beglichen werden.

Ist die erste Zahlung erfolgt, kommen weitere Forderungen, bis das Opfer in der Regel nicht mehr in der Lage ist, Geld zu schicken. Erst dann bricht der Kontakt ab und das «geliehene» Geld wird selbstverständlich nie zurückerstattet.

Hinweise für Opfer

Sind Sie Opfer eines solchen Internetbetrugs geworden? Wenden Sie sich bitte an die Polizei.

Sammeln Sie hierfür alle möglichen Beweise wie Schriftverkehr, Fotos, SMS etc. und/oder erstellen Sie von Ihrem Bildschirm Printscreens (abfotografieren) und von ihrem Mobiltelefon Screenshots.

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13 Kommentare

  1. Sandra

    Soll auch eine Meldung an die Polizei gemacht werden, wenn kein Geld an den Scammer geflossen ist, dieser jedoch die Bankdaten bereits bekannt gegeben hat?

    Besten Dank für die Rückmeldung.

    • Roger Thöny

      Auf jeden Fall. Melden Sie sich jeweils so rasch als möglich auf der Nummer 117, damit wir reagieren können. Durch die rasche Meldung an uns können weitere Personen beschützt werden und die Täterermittlung umgehend vorangetrieben werden.

      Freundliche Grüsse
      Roger Thöny
      Fachbereich Öffentlichkeitsarbeit, Kantonspolizei Bern

  2. Sandra

    Guten Tag Herr Thöny
    Besten Dank für den Hinweis. Bin Ihrem Ratschlag gefolgt und schlussendlich inkl. Laptop auf einer Polizeiwache erschienen. Keine Frage, ich wurde sehr freundlich und mit dem nötigen Ernst behandelt. Fotos und Chatprotokolle wurden jedoch keine gesichtet, da ich nicht geschädigt wurde und der oder die Betrüger offensichtlich vom Ausland aus agieren (französische IBAN- und Telefon-Nr.) und erfahrungsgemäss solche Ermittlungen im Sande verlaufen. Meine gesammelten Daten stünden jedenfalls zur Verfügung, falls doch noch Interesse bestehen sollte.

    • Erika Baumgartner-Sari

      Guten Tag Herr Thöny,
      toll das es diese möglichkeit gibt!ich bin auch auf einen solchen betrüger hereingefallen.jedoch ohne geld versendet zu haben!soll, bzw. muss ich nun anzeige erstatten?freunfliche grüsse e.baumgartner

    • Sibylle Lohmüller

      Guten Tag Frau Baumgartner
      Auch wenn Sie kein Geld überwiesen haben, können solche Meldungen allenfalls bei Ermittlungen helfen. Deshalb ist es in jedem Fall sinnvoll, sich bei der Polizei zu melden.

      Freundliche Grüsse
      Sibylle Lohmüller
      Fachbereich Öffentlichkeitsarbeit, Kantonspolizei Bern

  3. Sarah K.

    Hallo,
    meine Mutter ist Opfer. Wie können wir als Verwandte damit umgehen? Das Problem ist, dass wir Anfang des Jahres bereits bei der Polizeit waren etc., meine Mutter aber wieder Kontakt zu ihm hat (oder immer noch). Sie sieht es einfach nicht, dass sie betrogen wird. Wir wissen nicht mehr weiter und können auch nichts im Internet finden bezüglich Hilfe, weil sie es ja nicht einsieht.

    • Sibylle Lohmüller

      Guten Tag
      Bezüglich Ihrer Frage melden wir uns in Kürze per E-Mail bei Ihnen.
      Freundliche Grüsse
      Sibylle Lohmüller
      Fachbereich Öffentlichkeitsarbeit, Kantonspolizei Bern

    • Nienke Bradley

      Was wurde hier gemacht um ihre Mutter zu helfen. Wir stecken in der gleichen Situation. Unsere Mutter ist Hals über Kopf knapp schon ein Jahr verliebt in einen betrüger. Wir Kinder haben erst davon erfahren als sie uns nach Geld gefragt hat für ihren Freund!! Da gingen gleich die Alarmglocken an, denn es war ein sehr hoher Betrag. Unsere Mutter will nichts davon wissen, das der Mann ein Betrüger sein könnte. Die Bilder die sie uns geschickt hat sind geklaut von anderen Profilen und fragen die wir ihr gestellt haben kann er wohl nicht beantworten, da das Internet momentan so schlecht ist… besuche wurden anscheinend verhäuft kurzfristig abgesagt.
      Was können wir machen? Geld ist schon geflossen aber wir wissen nicht wie viel. Auch hat sie schon Erledigungen in seinem Namen bei der Bank im Ausland gemacht – das kann nichts gutes sein!

    • Letizia Paladino

      Guten Tag Herr Bradley

      Eine Mitarbeiterin oder ein Mitarbeiter von uns wird baldmöglichst mit Ihnen in Kontakt treten, um gemeinsam das weitere Vorgehen zu klären.

      Freundliche Grüsse
      Letizia Paladino
      Kommunikation

  4. Carla Neto Dias

    Guten Tag
    Ich befinde mich in eine gleiche Situation.
    Ich habe einen Mann (spanier aus Canada) in Tinder kennengelernt und spreche mit ihm seit 17.08 entweder durch E-Mail oder Whatsapp.
    Er sagte dass er in Schweiz in Oktober kommen würde um mich zu besuchen und hätte mir einige Geschenke gekauft aber weil er Arzt ist müsste er dringend auf eine
    Offshorebauwerk Bohrinsel in Oman gehen um dort die Kranken zu behandeln. Deswegen hatte er mir die Geschenke von Oman letzten Freitag geschickt. Am Samstag sagte er mir was er Geschick hat und es wäre auch Geld drinnen 24000 US Dollar. Ich habe mich direkt erschrocken und habe gesagt das er das nicht machen könnte, er müsse es deklariert haben. In diesem Moment hatte schon einen schlechten Gefühl
    Am Montag sagte er mir das die Packung in der türkischen Zoll wäre und das ich einen E-Mail bekommen würde wo stand wie ich weiter machen würde im die Packung zu befreien.
    Ich sollte ungefähr 2740€ zahlen und dann diesen Geld von die Packung nehmen.
    In dem E-Mail steht die Bankdaten wo ich es zahlen sollte.
    Ich habe gesagt das ich den Geld nicht hatte. Und das ich mit jemandem darüber gesprochen hatte. Er ist sehr beleidigt geblieben und hat geschimpft.
    Ich habe sofort gesagt das es so nicht gehen würde zwischen uns.
    Seit dem hat er nichts mehr geschrieben.
    Also ich habe kein Geld bezahlt und wusste garnicht was in die Packung war.
    Ich weiss nicht ob ich anzeigen soll
    Ich habe alle E-Mails und WhatsApp Gespräche gespeichert
    Ich will nur Ruhe und keine Probleme haben.
    Und will auch nicht das jemand ander auf diese Fälle fällt.
    Könnten Sie mir bitte damit helfen?
    Carla

    • Bernhard Hügli

      Guten Tag

      Ihr Entscheid, auf keinerlei Nachrichten, Telefonate oder dergleichen mehr einzugehen, ist richtig. Es ist wichtig, unter keinen Umständen Geld zu überweisen oder Checks zuzusenden.
      Für weitere Fragen oder Bedarf weiterer Ausführungen stehe ich Ihnen gerne in einem persönlichen Gespräch zur Verfügung. Sie können sich gerne per E-Mail an praevention@police.be.ch melden.

      Freundliche Grüsse
      Bernhard Hügli
      Prävention

  5. erfahrungen365.de

    Vielen Dank für diesen sehr informativen Artikel zum Thema Love Scamming. Es ist wirklich erschreckend, wie weit Betrüger gehen können, um ihre Opfer finanziell auszunutzen.

    Ich frage mich, ob es spezielle Anzeichen gibt, die darauf hindeuten könnten, dass man mit einem Scammer kommuniziert, bevor es zu finanziellen Forderungen kommt? Gibt es bestimmte Muster im Verhalten oder in der Kommunikation, die als Warnsignale dienen könnten?

    • Bernhard Hügli

      Guten Tag

      Generell ist Love scamming im Vorfeld schwer erkennbar. Denn der Täter passt aufgrund der Reaktion des Opfers sein weiteres Vorgehen und seine Kommunikation an.

      Anzeichen für ein Love scamming könnten sein:
      -Es wird auffallend schnell Vertrauen aufgebaut
      -Ungewöhnlich schnell wird von Liebe gesprochen
      -Man wird auf andere Plattformen verwiesen
      -Die Internetsuche passt nicht auf Name und Bild des Gegenübers

      Wir empfehlen Ihnen bei der Partnersuche im Internet vorsichtig zu sein und keine privaten Daten preis zu geben. Melden Sie sich bei Argwohn bei der eigenen Familie oder bei Freunden und wenden Sie sich bei Verdacht auf Love scamming an die Polizei.

      Freundliche Grüsse
      Bernhard Hügli

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